Armeearzt Wouter Basson leitete ein geheimes Massenvernichtungs-Programm. (Foto: usslave)

Die Cap-Connection

Anfangs war es eine Recherche zu einem Zürcher Waffenhändler und seinen Beziehungen zum südafrikanischen Militär. Später wurde daraus eine ausgewachsene Geheimdienstaffäre, die in Gerichtsprozessen und in Untersuchungen in Südafrika und in der Schweiz aufgearbeitet wurde.

Im Zentrum der Recherche stand Wouter Basson. Der Mann, der zur Bekämpfung der farbigen Afrikaner Giftstoffe und Killerkeime entwickelt hatte, pflegte intensive Geschäftskontakte in die Schweiz, unter anderem zu Jürg J., einem Vertrauten von Nachrichtendientchef Peter Regli.

Längst hatten sich alle zivilisierten Länder in den späten Achtzigerjahren vom Rassisten-Regime distanziert. Auch die offizielle Schweiz reduzierte ihre diplomatischen Beziehungen. Kaum ein Chefbeamter reiste nach Südafrika, Bundesräte schon gar nicht. Die Recherche zu Wouter Basson und seinen Beziehungen ins Bundeshaus machte deutlich, dass der Schweizer Nachrichtendienst eng mit dem Apartheidregime kooperiert hatte. Die Zusammenarbeit der Militärs mit dem isolierten Staat hat der Schweiz keinen Nutzen, aber grosse politische Risiken eingebracht, stellte die Geschäftsprüfungsdelegation später in ihrem Südafrikabericht fest.

Basson, damals Kommandant des 7. Ärztebataillons der südafrikanischen Streitkräfte, war bis zur politischen Wende am Kap in topgeheimer Mission auf der ganzen Welt unterwegs. Häufig auch in der Schweiz. «Das Ziel des Projekts ist es, das südafrikanische Militär mit offensiven und defensiven Methoden der C- und B-Kriegsführung zu versorgen», umschreibt ein Geheimdokument Bassons Auftrag. Unter anderem betrieb Basson in der Schweiz die Tarnfirma Medchem AG und verhandelte über den Kauf von 40 000 Gasmasken.

Jürg J. (Zweiter von links) war ein wichtiger Verbindungsmann des Schweizer Nachrichtendienstes in Südafrika.

Mit Eifer setzte Basson diesen Plan um. In einem Militärlabor bei Pretoria liess er unter dem Codenamen «Project Coast» Bakterien kultivieren, darunter den Ebola-Erreger. An Gefängnisinsassen probierte er tödliche Gifte aus und liess die Leichen der Versuchspersonen in den Atlantik kippen. In Südafrika trug ihm das den Namen «Dr. Tod» ein.

Wie eng die militärische Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und südafrikanischen Militärs ging, belegen Dokumente, die in Südafrika lange unter Verschluss gehalten wurden und erstmals vom Nachrichtenmagazin «Facts» publiziert worden sind. Hans-Ulrich Ernst – er war damals die rechte Hand von Militärminister Arnold Koller – pflegte persönlich enge und freundschaftliche Kontakte zur südafrikanischen Generalität.

Nicht nur das Schweizer Militär kooperierte mit den Rassisten am Kap, wie Recherchen ergaben. Gegen den offizielen Willen der Schweizer Regierung haben Schweizer Wissenschaftler das südafrikanische Nuklearprogramm unterstützt. Von 1971 bis Anfang der Neunzigerjahre arbeitete das Schweizerische Institut für Nuklearforschung (SIN) im aargauischen Villigen mit den Forschern des Burenstaats zusammen.

Jürg J., der Statthalter des Schweizer Nachrichtendienstes in Südafrika, starb 1998. Nachrichtendienstchef Peter Regli wurde 1999 von seinem damaligen Vorgesetzten Bundesrat Adolf Ogi abgesetzt. Als Vorwand diente dem populären SVP-Bundesrat die Affäre um den ungetreuen Geheimdienst-Buchhalter Dino Bellasi.


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